Pesso-Therapie Ein Vortrag von Susanne Hasenfuss
Pesso Boyden System Psychomotor (PBSP), kurz „Pesso-Therapie“, wurde Anfang der 60er Jahre von Al Pesso und Diane Boyden-Pesso entwickelt. Ursprünglich war sie eine körper-orientierte Form der Gruppentherapie. Inzwischen wurde sie auch an das Setting der Einzeltherapie angepasst.
Erweitert um den Aspekt der Mehrgenerationenperspektive, eignet sich diese Therapieform besonders gut zur Aufarbeitung von Kriegstraumata und ihren Auswirkungen auf die im Krieg aufgewachsenen Kinder (Kriegskinder) und deren Kinder (Kriegsenkel) – ein Thema, das mit zunehmendem Alter der Betroffenen ins Bewusstsein rückt und bei den Nachgeborenen Leiden verursacht, deren Hintergründe zunächst gar nicht verortet werden können.
Als psychotherapeutische Behandlungs-methode geht die Pesso-Therapie von der Voraussetzung aus, dass in jedem Menschen alle Grundlagen für ein gesundes, erfülltes Leben angelegt sind.
Werden in der Kindheit die Grund-bedürfnisse
- Platz,
- Nahrung,
- Schutz,
- Unterstützung,
- Begrenzung
erfüllt, können die eigenen Bedürfnisse als legitimer Teil des Daseins wahrgenommen und soziale Bindungen in befriedigender Weise gestaltet werden – sie finden eine „Passform“.
Werden die grundlegenden Bedürfnisse in der frühkindlichen Entwicklung nicht befriedigt, entstehen Frustrationen, Ängste, Resignation und/oder Aggression.
Die eigenen Bedürfnisse werden ignoriert oder für unangemessen gehalten, die damit verbundenen Gefühle werden abgespalten. Eine negative Erwartungshaltung entwickelt sich. Wer mit Ablehnung rechnet, ist nicht offen für positive Signale.
Die Pesso-Therapie geht nicht davon aus, dass negative Erfahrungen gelöscht werden können. In einer festen Gruppe wird im Rahmen einer „Struktur“ gemeinsam daran gearbeitet, diese Erfahrungen szenisch zu reinszenieren und im Rollenspiel mit schützenden und unterstützenden Figuren emotional neu zu erfahren, ergänzt um eine heilende Gegenerfahrung (Antidot).
Die Rollenspieler bieten dem inneren Kind das, was ihm in der Situation der prägenden Negativerfahrung gefehlt hat. Diese neue Erfahrung des Gegenbildes verankert sich auf körperlicher, emotionaler und mentaler Ebene. In der Einzeltherapie wird mit Figuren oder Imagination gearbeitet.
Die Pesso-Therapie kann helfen:
- Lebens- und beziehungsgeschichtliche Probleme zu erkennen, aufzuarbeiten und positive Alternativen zu entwickeln und zu verankern,
- Überlebensstrategien zu erkennen und zu validieren, deren lebensgeschichtlicheWurzeln aufzuspüren und von Grund auf zu verändern,
- die Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen, Polaritäten zu integrieren und zu erweitern,
- Traumata, Depression, Narzißmus tiefgehend zu bearbeiten,
-als innovative und kreative Technik der Mehrgenerationen-Therapie, insbesondere bei der Aufhebung der Auswirkungen von Verlusten und Lücken in der Ursprungs-familie (Krieg, Krankheit, Tod, Scheidung...),
- als Methode in Einzel- und Gruppentherapie, Paar- und Familientherapie sowie im Elterntraining, in der Selbsterfahrung und im Coaching.